Auswirkungen untertouriges Fahren

Hi zusammen,

will hier man einen neuen Thread zum Thema negativen Auswirkungen durch untertouriges Fahren starten.
Es müsste halt auch erstmal diskutiert werden, was untertourig bedeutet.

Ich selbst fahre den 2 Liter Benziner - Spritverbrauch siehe Profil. Um die Auswirkungen meines juckenden Gasfußes zu kompensieren, fahre ich fast immer in der Stadt ab 50km/h im 6. Gang. Mein QQ dreht da so zwischen 1100-1300 Touren und der Momentanverbrauch liegt bei unter 7 Litern. Zwar knapp an der Ruckelgrenze, aber er läuft noch ruhig.

Gibt es da irgendwelche negative Auswirkungen für den Motor?
Die Positiven bemerke ich an der Zapfsäule - insofern man von positiven Erlebnissen beim Tanken sprechen kann. :wink:

Hoffe auf rege Beteiligung.

Beste Grüße,
--
Matthias
 
Schönes Thema (meine ich ernst)!

Zum Thema: Was ist untertourig?
Das hängt sicherlich vom Motor und auch von der Belastung (Autogewicht, Steigung, Wind, ...) ab.

Bei einem Benziner halte ich 1100-1300 U/min auf jeden Fall für untertourig (bin den 2L Benziner mal probegefahren), WENN der Motor nennenswerte Arbeit leisten muss wie (auch leichte) Beschleunigung oder minimale Steigung.
Von deinen xxx PS bleiben da vielleicht noch 10 PS übrig - das reicht vielleicht zum geradeaus dahinrollen, zu mehr nicht.

Selbst für einen Diesel halte ich das für keine normale Fahrdrehzahl, da auch ein Diesel in dem Drehzahlbereich kaum Leistung liefert.

Möchte man aus solchen "untertourigen" Drehzahlen auch nur leicht beschleunigen, spürt man förmlich, wie der Motor sich quält und in sich (mehr oder weniger) vibriert. Das fühlt sich an, als ob er keine Luft zum Atmen hätte und wie er förmlich nach Drehzahl schreit. :shok:

Auswirkungen?!:

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für den Motor gut ist, untertourig Leistung abgeben zu müssen -> s. Vibrationen.

Ich glaube auch nicht, dass er bei den extrem niedrigen Drehzahlen am spritsparendsten ist -> s. geringe Leistungsbereitschaft unabhängig davon, wieviel Gas man gibt!

Ich schaffe es auch, mit meinem 2,0dCi um die 5L/100km zu verbrauchen, OHNE untertourig fahren zu müssen. Es reicht, nicht schneller als 100/110km/h zu fahren und bei der Drehzahl ansonsten meist so zwischen 1700 und 2500 U/min zu bleiben und (für meine Verhältnisse) sanft zu beschleunigen ...
Ich habe das allerdings noch nie mehr als eine halbe Tankfüllung durchgehalten - habe die 150PS ja nicht gekauft, um wie mit einem 40PS-Auto zu fahren ...;)

Frag dich mal, warum Firmenwagen häufig Fahrleistungen von 300.000km und mehr auf dem Buckel haben und motormäßig topfit sind und manche "Opa-Autos" nach deutlich unter 100.000km Motorschäden oder -probleme haben (persönliche Erfahrungen aus dem Umfeld)?

Es ist sicherlich vieles eine Glaubensfrage. Ich wüsste nicht, wie und wo man hier verlässliche Infos bekommen könnte oder wie man hier ein "Was ist Richtig?" belegen könnte.
Ich WEISS aber, dass ich mit meiner Art (den Wagen nicht mit geringen Drehzahlen zu quälen) meine Autos ohne jede Motorprobleme 250.000 - 300.000 km fahren kann, bevor ich sie dann abgebe, weil es Zeit wird für Neues...
Und ich WEISS, dass meine Autos immer verglichen mit anderen gleicher Art sehr spritzig und spritsparend waren und sind (fahre nur Neuwagen, bis s.o.).
Also weiss ich aus MEINER Erfahrung, dass es gut oder zumindest nicht schlecht ist, dem Wagen die Drehzahl zu geben, die er braucht um sich in SEINEM Wohlfühlbereich zu bewegen.

Seid nett zu euren Autos und quält sie nicht ständig mit zu niedriger Drehzahl. :cool:

Das wär ansonsten ja wie:
- einem Pferd die Beine zusammenbinden
- einen Rennwagen nur noch im Stadtverkehr zu fahren
- mit seiner Frau/Freundin ständig durch die City "bummeln" zu müssen :shok:
...

Gruß,
Martin

PS: Sorry für mein "Long-Post", aber das ist für mich ja schon fast ein Thema für einen gemütlichen Stammtisch-Bier-Diskussions-Abend ;)

PPS: Freue mich schon auf die Antworten von Ständig-Niedertourig-Fahrern mit ähnlichen Gesamtfahrleistungen ... :exc:
 
denkt an die Kurbelwelle!

So wie mein Vorposter schreibt ist es total richtig. Nur noch eines: bei diesen niedrigen Drehzahlen, ich sag´mal ca 1300 U, mit Vollgas oder auch nur mit Halbgas beschleunigen zu wollen dann ist das eine gemeine Vergewaltigung der Kurbelwelle und -Lager. Das gilt auch im Gefälle. Besser ist eine "gesunde Drehzahl", so etwa 1/3 der Nenndrehzahl um benzinsparend unterwegs zu sein. Aber wo bleibt da der Spass?
 
Untertouriges Fahren macht auch keinen Sinn. Natürlich kann den 2.0l Benziner in der Stadt bei 50-60km/h im 6. Gang dahinrollen lassen. Aber sobald man beschleunigen muß, ist es sinnvoller,einen oder zwei Gänge runterzuschalten.

Folgender Vergleich, den jeder selbst ausprobieren kann:
Ein Fahrrad mit einer Gangschaltung. Man rollt im höchsten Gang dahin und soll plötzlich beschleunigen, oder es droht eine Steigung. Bleibe ich jetzt im hohen Gang muß ich erheblich mehr Energie aufwenden, als wenn ich einen niedrigeren Gang wähle und damit die Steigung hochfahre oder eben beschleunige. So ist es auch mit dem Motor.

Die gesunde Drehzahl zu finden, die einen guten Kompromiss zwischen Beschleunigung und Energieverbrauch darstellt, das ist die Kunst.

Für mich habe ich einen Drehzahlbereich von 1800-3500 U/min gefunden, wo das Auto zügig beschleunigt und einen akzeptablen Verbrauch aufweist.( Natürlich nicht auf der Autobahn)

Viele Grüße Mainy
 
Jetzt halt ich es langsam nicht mehr aus. :boah:

Der Fahrradfahrer muss mehr Kraft aufwenden, die Energie ist die selbe. Ist es zu viel Kraft, dann tut das weh. Muskelkater sind gerissen Muskelfasern. Die Leistung, als die Energie pro Zeit, reicht dann ggf. nicht mehr und er muss absteigen. Die Leistung ist aber Kraft mal Geschwindigkeit, oder - solang sich was dreht - zutreffender Drehmoment mal Drehzahl. In dem er mit höherer Drehzahl fährt, kann er mehr Leistung abgeben, und kommt den Berg ohne Schieben und, wenn er fit genug ist, auch ohne Muskelkater rauf.

Die alten Dieseleinspritzungen und Vergaser waren gnadenlos. Die haben es auf Teufel komm raus versucht Treibstoffgemisch in die Zylinder zu bringen. Egal, ob der Motor damit was anfangen konnte oder nicht. War man zu untertourig, dann haute es den Sott entweder als Russ hinten raus, oder noch schlimmere, es wurde zu warm, weil er unnütz verpuffte, und die Energie dabei muss irgend wo hin, die kann nicht einfach verschwinden, im Zweifelsfall wird sie immer zu Abwärme.

Moderne Steuerungen sind etwas schlauer. Die weigern sich mehr einzuspritzen, als der Motor verträgt, abhängig von der Drehzahl. Hauptsächlich, um das Abgas (möglichst) sauber zu halten. Hat aber den angenehmen Nebeneffekt, dass der Motor geschont wird. Wenn also der Motor rund läuft und beim Gasgeben eine, wenn auch schwache, aber positive Reaktion zeigt, dann ist alles in Ordnung.

Eine andere Sache ist der kalte Motor. Hier kann die Motorregelung nichts machen, weil, sie sollte ja nicht mehr einspritzen, als das Gaspedal sagt. Wäre sehr unangenehm, wenn das Fahrzeug von selber beschleunigen würde. Der Kaltstart belaste den Motor sehr, wegen mangelnder Schmierung, wegen schlechter Toleranzlage, etc. Hier ist es sinnvoll, möglichst schnell auf Betriebstemperatur zu kommen. Nicht mit Volllast, aber auch nicht mit besserer Leerlaufdrehzahl. Leerlaufdrehzahl selber ist ganz schlimm, bloss nicht im Stand warmlaufen lassen, verboten ist es obendrein. Sondern da ist wirklich der Buddhismus Vorbild: der Mittelweg ist der goldene.

Ich hoffe, ich habs verständlich und nicht zu ingenieursmässig erklärt :smile:
 
Ok, unabhängig von deiner technischen Richtigstellung zu Kraft, Leistung und Energie gegenüber einer untechnischen (falschen) Verwendung dieser Begriffe hast du einen entscheidenden Punkt bei deiner Betrachtung nicht berücksichtigt - den Wirkungsgrad.

Der Motor arbeitet nicht zum Selbstzweck bzw. Eigenerhalt sondern zur Fortbewegung und unabhängig von Energieerhaltungsgesetzen und idealisierten Betrachtungen hast du im Grunde selber o.g. bestätigt:

Der Motor braucht bei geringer Drehzahl mehr Drehmoment (Kraft), um die gleiche Leistung zu erzielen.
Bei zu geringer Drehzahl muss der Motor aber durch den schlechteren Wirkungsgrad bei dieser Drehzahl auch mehr Energie aufwenden!

Dass hier eine Motorsteuerung versucht gegen zu wirken und ihr möglichstes macht, damit auch bei geringer Drehzahl so viel Leistung wie möglich bereitgestellt werden kann, mag unbestritten sein, ändert aber nichts an dem miesen Wirkungsgrad bei zu niedriger Drehzahl.

Und die Energie kann in ganz anderen Formen als Abwärme "verschwinden" - eben auch in un- oder schlecht verbranntem Kraftstoff oder in Vibrationen.

Unabhängg davon kommt noch hinzu, dass es für einen Motor auch nicht (bezüglich seiner Lebensdauer) egal ist, bei welcher Drehzahl er seine Energie abliefern muss.
Und wie du selber sehr schön dargestellt hast, werden in einigen Teilen des Motors/Getriebes mehr Drehmoment für die gleiche (zur Fortbewegung oder Beschleunigung erforderliche) Leistung benötigt. Diese Komponenten werden dann logischer Weise stärker belastet.

Und - auch der Mensch hat einen "Wirkungsgrad", daher ist es für ihn NICHT egal, mit welcher Drehzahl er mit dem Fahrrad fährt und er muss sehr wohl nicht nur mehr Kraft sondern auch mehr Energie aufwenden bei zu hohem Gang bergauf.

Gruß,
Martin

PS: Sollte ich irgendwo Energie, Leistung, Arbeit, Kraft durcheinander gehauen haben, bitte ich das zu verzeihen - trotz Ingenieurstudium stand ich damit schon immer auf dem Kriegsfuß ... ;)
 
Die Drehzahl ist bei Dieselmotoren nur eine von zwei Grössen, die den Wirkungsgrad beschreiben, die andere ist das Drehmoment. Das Drehmoment ist dabei die gewichtigere Grösse. Fast im gesamten Drehzahlbereich hat ein Diesel den besten Wirkungsgrad bei 80 bis 95% des maximal möglichen Drehmoments. Erst unterhalb 1500 1/min sinkt er dann auf rund 60% des maximalen Drehmoments. Das absolute Optimum liegt dabei bei typisch 40% der Nenndrehzahl mit knapp über 200 g/kWh. Beim 2.0 dci sind das allerdings schon immerhin 2000 1/min * 320 NM * 90% * 2 * pi / 60 sek = 60 kW. Soviel brauch man nicht so oft, schon gar nicht wenn man in einer Situation, bei der es um gemütliches Dahinrollen geht. 60 kW entsprechen bei 200 g/kWh 14 Liter pro Stunde!

Wenn man jetzt weniger Leistung braucht kann man diese Leistung in das Muscheldiagramm einzeichnen. Im Muscheldiagramm wird auf der X-Achse die Drehzahl und auf der Y Achse das Drehmoment oder der Mitteldruck aufgetragen. Die Kurve einer bestimmten Leistung entspricht in diesem Diagramm einer Hyperbel, X mal Y muss ja Konstant sein. Für alle Kurven zwischen 10 und 40 kW wird der minimale Verbrauch kurz rechts unterhalb des Punktes sein, bei dem die Hyperbel das maximale Drehmoment schneidet (kleinere Leistungen schneiden das maximal mögliche Drehmoment gar nicht mehr im nutzbaren Drehzahlbereich). Geht man auf der Hyperbel dann zu höheren Drehzahlen wird der Wirkungsgrad schlechter. Es steigt bei kleineren Leistungen auf deutlich über 300 g/kWh. Selbst bei Volllast und Nenndrehzahl sind es typischerweise rund 250 g/kWh, als immer noch 20% schlechter als bei niedriger Drehzahl.

Ich hab den Wirkungsgrad nicht vergessen, wollte die Erklärung nur nicht so kompliziert machen (Auch Muskeln haben ihren optimalen Wirkungsgrad nicht dann, wenn sie sich mit maximaler Geschwindigkeit bewegen).

Noch eine kleine Rechnung, wenn wir gerade dabei sind:
Wieviel Leistung braucht ein QQ beim Dahinrollen mit 100 km/h? Nehmen wir mal 6 l Diesel pro 100km, das ist dann auch gleich pro Stunde. 6 Liter sind ziemlich genau 5 kg. macht bei 220 g/kWh 22 kW aka 31 PS. Gar nicht so viel. Wir reden da also über Belastungen, die um Faktoren unterhalb der Maximalbelastung liegen, für die Motor und Getriebe ausgelegt sind, da braucht man sich dann auch keine allzu grossen Sorgen um die Lebensdauer machen. Vor allem, auch der Verschleiss ist Produkt aus Kraft und Weg.
 
Irgendwann geht das hier zu weit!!!
Wenn es zu speziel in die "Wissenschaft" geht, dann wird es glaube
ich für viele hier schon fast UNINTERESSANT.
Wenn Ihr euch hier Niveau-mäßig nur noch übertreffen müßt,
solltet Ihr vielleicht ins PN geschehen wechseln.

Sorry wenn ich das hier so direkt schreibe, möchte hier niemanden
belehren, aber ich finde zu weit in "wissenschaftliche Details" zu
gehen, führt einfach zu weit.
 
Hallo ihr zwei Bachlor oder Master,

bei so vielen Wissenschaftlichen Abhandlungen wäre es doch ein leichtes für euch z. B. für unsere QQ den optimalen Drehmomentbereich herauszufinden.

2.0 dci - 150 PS - optimaler Drehzahlbereich von ....... bis ........ U/min.
1,5 dci - 110 PS - optimaler Drehzahlbereich von ....... bis ........ U/min

2,0 l Benziner - - optimaler Drehzahlbereich von ....... bis ........ U/min

usw.

Davon hätten dann alle was.;):)
 
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