Warum die Kosten so schwanken?
Eine Autowerksatt ist üblicherweise ein Unternehmen, dass die Absicht hat Gewinn zu erzielen. Dazu benötigt es Einnahmen, und zwar soviel, dass mehr eingenommen wird als ausgeben wird. Ausgaben gibt es viele, das fängt bei dem Gelände mit den Gebäuden und dem Grund und Boden an. Die sind nicht bei allen Händlern gleich gross, selbst wenn sie es wären, dann gebe es immer noch heftige regionale Unterschiede: Nord/Süd/Ost/West und (Gross-)Stadt/Land/Pampa. Dann müssen viele Rechnungen bezahlt werden, von der Müllabfuhr über das Wasser bis zur Stromrechnung. Auch da gibt es deutliche Unterschiede von Ort zu Ort. dann kommen die Lohnkosten, die hängen z.B. vom Tarifvertrag ab, so denn einer gilt. Oder wenn der Betrieb vom Verband ausgetreten ist vom Verhandlungsgeschick von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es gibt Arbeitgeber, die mehr bezahlen, weil sie gutes und zufriedenes Personal wollen und andere, die da absolut geizig sind, Uncle Scrooge lässt grüssen. Dann muss die Werkstattausrüstung beim einen noch abbezahlt werden, beim andern ist sie schon lange abgeschrieben. Das Kapital fürs Ersatzteillager muss auch finanziert werden, der Umfang der Lagerhaltung und die Umschlagsdauer sind keine Naturkonstanten. Wenn der Chef das alles zusammenrechnet kommt aber erst mal ein Betrag raus, Euros, Franken, Dollar oder Schabangas; nur KEIN Stundensatz. Er muss also erst mal schätzen, wie viele Arbeitseinheiten er wohl den Kunden berechnen kann. Wie viel Aufträge mit wie viel Arbeitszeit kommen rein? Kommt wenig rein, dann liefert die Division
Gesamtkosten / abrechenbare Arbeitseinheiten = abzurechnender Satz
deutlich Teureres als wenn viel zu tun ist. Wenn aber zu viel zu tun ist, wirds aber wieder teurer, dann muss er Überstundenzuschläge bezahlen.
Aber, jetzt kommt der wichtigste Teil: Der Chef weiss jetzt, wie viel er nehmen müsste, um Gewinn zu machen. Die entscheidende Frage ist dann: Zahlt das einer? Ist das den Kunden zu viel oder würden sie sogar mehr zahlen. Im Endeffekt bestimmt Angebot und Nachfrage den Preis; hat er keine Konkurrenz kann er problemlos mehr nehmen, hat er die nächsten Vertragswerkstätten und zig frei Werkstätten im Nacken, dann wird er kaum deutlich mehr nehmen können als die. Er würde aber auch nicht deutlich weniger nehmen als die, dann wäre er nämlich schön blöde.
Es gibt also wirklich viele Einflussfaktoren, von denen ein grosser Teil sogar Kristallkugel, bzw. subjektive Markteinschätzung sind. Da wundert es mich überhaupt nicht, dass in Deutschland die üblichen Stundensätz in KFZ-Werkstätten zwischen 40 und 120 Euro schwanken. C'est la vie.